Das Wirtschaftsforum der Region Passau e. V.
EU Beitritt: Initiative bei Firma Löffler

Schüler aus Nikola und aus Budweis auf gemeinsamer Betriebserkundung

Passauer und tschechische Schüler informieren sich über Ausbildung und Arbeit in ihrem künftig gemeinsamen Arbeitsmarkt der Region Passau


Auf Initiative des Vorsitzenden des Wirtschaftsforums der Region Passau, Dr. Karl August Friedrichs, startete die Volksschule Passau St. Nikola ein neues Projekt im Rahmen berufsvorbereitender Maßnahmen für ihre Schüler. Gemeinsam mit ihrer tschechischen Partnerschule wollte man sich über den zukünftigen gemeinsamen Arbeitsmarkt und über Fragen der Ausbildung informieren.

Das Wirtschaftsforum der Region Passau, ergriff die Initiative, tschechische und deutsche Schüler in einem Unternehmen, angesiedelt diesseits und jenseits der Grenze, Arbeitswelt und Ausbildungsbedingungen kennen zu lernen. Dr. Friedrichs stieß bei Herrn Rektor Heinz Fuchs, Leiter der Nikolaschule, auf offene Türen.
Rektor Fuchs startete mit der tschechischen Partnerschule in Budweis das aus dieser Idee heraus neugeborene Projekt, sich im Rahmen berufsvorbereitender Maßnahmen für tschechische und deutsche Schüler über den demnächst gemeinsamen Arbeitsmarkt und über Fragen der Ausbildung zu informieren. Das Projekt stieß auch bei den beiden Kammern auf Interesse. Namentlich die IHK war durch Herrn Gell vertreten. Das Unternehmen, das sich ideal für die Durchführung des Projekts eignete, war die Firma Seaquist Löffler, die sowohl in Freyung wie auch in Ckyne unternehmerisch tätig ist. Der Chef des Unternehmens, Siegfried Löffler, unterstützte das grenzüberschreitende Projekt nachhaltig. Die Euregio mit ihrem Geschäftsführer Kaspar Sammer förderte das Projekt aus Interreg Mitteln. Die Drei-Länder-Gesellschaft mit ihrem Geschäftsführer Gerd Brunner begleitete die Initiative mit zahlreichen Hilfestellungen.

20 Schülerinnen und Schüler aus den 8. und 9. Klassen der Nikolaschule empfingen voller Erwartung ihre tschechischen Freunde von der Schule Maj II aus Budweis in Passau. Sie hatten für ihre Gäste ein bayerisches Büfett vorbereitet, zeigten ihnen ihre Schule, erklärten das bayrische Bildungssystem und natürlich durfte auch ein Stadtrundgang nicht fehlen. Anschließend ging es mit dem Bus nach Freyung zum eigentlichen Objekt dieses Treffens, der Firma Seaquist - Löffler, die Kunststoffverschlüsse für alle möglichen Behälter herstellt.in den Räumen der Firma Seaquist Löffler in Freyung

Seaquist - Löffler wurde deshalb ausgesucht, weil sie zum einen viele Ausbildungsplätze in Freyung anbietet, aber auch in der Tschechischen Republik, und zwar in Ckyne in der Nähe von Winterberg. Die Betriebserkundung fand zweisprachig statt und die Schüler erfuhren viel über die Produktionsabläufe, den weltweiten Verkauf und die Expansion der Firma. Da die Schüler kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen, hörte man aufmerksam zu, als es um die Anforderungen und Erwartungen der Arbeitgeber ging. Zweisprachigkeit wird im zusammenwachsenden Europa für jeden Beruf eine Grundvoraussetzung sein, da wie bei Löffler eben Tschechen und Deutsche nebeneinander arbeiten werden. Am nächsten Tag stand das Werk in Ckyne auf dem Programm. Die Schüler konnten sich vor Ort überzeugen, dass Europa zusammenwächst und die Produktivität auch in Tschechien hohen Anforderungen genügt. Sie erfuhren, dass sich jeder Jugendliche mehr den je anstrengen muss, um einen der immer weniger werdenden Arbeitsplätze zu erhalten.

Die gemeinsame Übernachtung in Winterberg hatte in dankenswerter Weise die Firma Seaquist Löffler ermöglicht und so hätte man Gelegenheit gehabt, sich auch persönlich näher kennen zu lernen. Aber auch hier eine wertvolle Erfahrung: die vorherrschenden Sprachbarrieren erschweren ein Zusammenwachsen.

Gespannt war man auf die Schule in Budweis. Schnell wurden vorherrschende Vorurteile widerlegt. Die sehr große Schule ist gut ausgestattet, hat viele Sportflächen und ein viel größeres Betreuungsangebot als bei uns. So erhält jeder Schüler in der Schulkantine ein Mittagessen, auch die kreativen Fächer wie Musik wurden nicht aus dem Lehrplan gestrichen. Man erfuhr, dass auch hier die Schülerzahlen zurückgehen, dass die Lehrkräfte weniger Stunden geben, dafür aber auch weniger verdienen und entlassen werden können. Gravierender Unterschied zu Bayern: Übertritte finden wesentlich später statt, und es gibt kein duales System. Gerade die duale Berufsausbildung ist ein großer Vorteil gegenüber vielen anderen Ländern, so Herr Löffler. Zwei Tage durften die Schüler sich ein Bild vom neuen Europa machen, hatten die Gelegenheit ihre neuen Nachbarn kennen zu lernen, mit denen sie vielleicht bald Seite an Seite arbeiten werden.

Für alle Teilnehmer war dies eine wertvolle grenzüberschreitende berufsvorbereitende Maßnahme, weil sie einen wertvollen Beitrag leistete, die Arbeitskräfte von morgen auf das erweiterte Europa vorzubereiten. Die Teilnehmer streben an, diese Initiative zu vertiefen und im nächsten Jahr – wiederum mit dem Wirtschaftsforum – fortzusetzen, beispielsweise mit einem gemeinsamen Treffen in Passau in den Schulen, in den Unternehmen und in den Kammern.


Heinz Fuchs