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Jahresbericht 2001/2002  der VS Passau St. Nikola

Seite 108

Aus einem Vortrag von Martin Buchner (aufgezeichnet im Schulanzeiger für Niederbayern aus dem Jahr 1906, Seite37/38)

Untersuchungen über die geistige Ermüdung durch die Schule

Das Problem der geistigen Arbeit wurde erst im letzten Jahrzehnt von Arzt und Schule in Angriff genommen. Die praktisch wichtigste Seite dieses Problems ist die Frage der geistigen Ermüdung.

Nach Untersuchungen von Axel Key in Stockholm steigert sich in Schweden die Zahl der an Kopfschmerzen, Nasenbluten, Bleichsucht und anderen so genannten Schulkrankheiten Leidenden während des zweiten Schuljahres bis zum 3-, 4-und 5fachen. Das 1. Schuljahr weist 17,6%, das oberste 40 und 50% Kranke auf.

Schmid-Monard in Halle an der Saale fand an den dortigen Volks- und Mittelschulen, dass in einem Alter von 11 – 13 Jahres die Schulkrankheiten 30% Knaben und 40% Mädchen ergriffen und im Alter von 16 – 17 Jahres mit 60 – 70% der Schüler ihr Maximum erreichten.

An diesen Krankheiten trägt freilich nicht allein die Schule die Schuld; aber die Statistik lehrt unzweifelhaft, dass die Schule die Gesundheit der Kinder schädigt. Die Ursachen liegen nicht bloß in den äußeren sondern auch in der inneren Einrichtung der Schulen, in den Lehrzielen, Lehrplänen, Lehrverfahren, Lehrmanieren und Schulordnungen.

Darum sucht die Wissenschaft grundlegenden Aufschluss über die Folgen der geistigen Anstrengung, über die geistige Ermüdung. Sie bedient sich des exakten Experiments. Man bestimmt die geistige Ermüdung indirekt und direkt. Indirekt geschieht dies durch Messungen der körperlichen Ermüdung des Üsthestometers (Tasterzirkels) und des Ergographen (Kraftmessers), da man fand, dass geistige Arbeit die Tastempfindlichkeit herabsetzt und die Muskelkraft beeinträchtigt. Direkt kommt man an die geistige Ermüdung heran, indem man vermittels dies wohlvorbereiteten Experiments addieren, eine Reihe diktierter Wörter niederschreiben, in Lesetexten Lücken ausfüllen lässt, um nach der Qualität der Arbeit den Grad der Ermüdung festzustellen. Derartige Experimente erfordern große Sorgfalt, da von vorneherein bestimmte Momente, das Moment der Übung und der Periodizität der psychischen Energie in Berechnung zu ziehen sind. Immerhin darf man mancher Ergebnisse als wissenschaftlich gesichert betrachten. Es sei hier nur auf einige verwiesen:

Kinder zeigen am Vormittag eine höhere Leistungsfähigkeit als am Nachmittag; dieselbe sei indes am Nachmittag gleichmäßiger. Pausen zwischen den Unterrichtsstunden sind zweckmäßig. Der Höhepunkt der Arbeitsleistung während einer Unterrichtsstunde falle auf den Schluss der 2. Viertelsunde. Montag und Dienstag und jeder 1. und 2. Tag nach einem Ruhetag seien die besten Arbeitstage der Woche; die beste Arbeitszeit des Tages seien die beiden ersten Lernstunden. Ferien üben eine kräftigende Wirkung aus. Alkohol, Kaffee und Tee wirken hemmend bzw. erregend und sind zu meiden, Prüfungen können von schädlichem Einflusse sein usw.

Außerhalb der Schulorganisation kann der übermäßigen Ermüdung des Geistes und ihren Folgen begegnet werden durch kalte Bäder, Waschungen, Bewegungsspiele, Turnen, Sport. Das durchaus wirksamste Gegenmittel ist ein ausgiebiger Schlaf.

Axel Key fordert für das Alter von

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